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Personen

Bestand B. 2/21

Elias Auerbach

Vorbemerkungen

Im Oktober 2010 hat das Zentralarchiv einen Koffer mit nachgelassenen Papieren des deutschen Zionisten Elias Auerbach erworben (Zugang 10/07). Diese Papiere befanden sich bis dahin im Besitz einer in Tel Aviv lebenden Enkelin. Es handelt sich überwiegend um Manuskripte, teilweise auch um Belegexemplare veröffentlichter Aufsätze. Es war so gut wie keine Korrespondenz dabei.

 

Elias Auerbach wurde 1882 in Ritschenwalde in der ehemaligen preußischen Provinz Posen geboren (heute Ryczywół in Polen) und kam 1890 mit seiner Familie nach Berlin (Elias Auerbach: Pionier der Verwirklichung. Stuttgart 1969. S. 39), wo er die Schule besuchte und Medizin studierte (Abschluss 1905 mit Doktorarbeit, siehe Nr. 15). Elias Auerbach entwickelte sich zum überzeugten Zionisten. Er war in der „Akademisch-zionistischen Gruppe“ engagiert und nahm an den Zionistenkongressen der Jahre 1903, 1905 und 1907 teil. Bereits Ende 1909 emigrierte er nach Palästina und begann in Haifa als Arzt zu praktizieren. Dort nahm Auerbach die hebraisierte Namensform Or an (s. Nr. 13, wo sein ältester Sohn mit dem Namen Daniel Or vorkommt). 1914 kehrte er gemeinsam mit seiner Familie nach Deutschland zurück, um im Krieg als Militärarzt zu dienen. Im Oktober 1919 starb seine Frau Rahel in Wronke (heute Wronki in Polen) an der Spanischen Grippe. (Elias Auerbach: Pionier der Verwirklichung. Stuttgart 1969. S. 39) 1920 ging er mit seinen beiden Kindern wieder nach Haifa. Dort gründete er 1925 das erste jüdische Krankenhaus im britischen Mandatsgebiet. Zwischen 1930 und 1933 war Auerbach erneut in Berlin wegen einer Erkrankung seiner zweiten Frau. Während dieser Zeit lehrte er u.a. auch Bibelwissenschaft an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums. (Siehe Titel Nr. 55. Zu seiner Lehrtätigkeit siehe auch Irene Kaufmann: Die Hochschule für die Wissenschaft des Judentums 1972 – 1942, unveröffentlichte Magisterarbeit an der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg 1992, S. 24f)

Im Laufe seines Lebens veröffentlichte Auerbach zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Kultur- und Zeitgeschichte. Bekannt ist er jedoch vor allem für seine Beiträge zur jüdischen Bibelwissenschaft. Sein zweibändiges Hauptwerk Wüste und Gelobtes Land erschien 1936 bei Schocken in Berlin. Das hier vorliegende umfangreiche Manuskript Tore zur Bibel scheint eine weitere, jedoch unveröffentlichte bibelwissenschaftliche Arbeit zu sein. Das Manuskript (unter Nr. 22 – 36) unterscheidet sich erheblich in Stil und Inhalt vom oben genannten Werk.
Zwei Jahre nachdem der erste Teil seiner Autobiographie Pionier der Verwirklichung veröffentlicht worden war, verstarb Elias Auerbach 1971 in Israel. Der erste Teil endet mit dem Ersten Weltkrieg. Der im Vorwort angekündigte zweite Teil ist nicht erschienen. Unter seinen hier vorliegenden nachgelassenen Papieren finden sich auch keine Entwürfe oder Manuskripte dazu.

 

Bemerkungen zur Bearbeitung

Da die nachgelassenen Papiere zum größten Teil aus Manuskripten bestehen, wurde das übernommene Material nicht in Werke, Korrespondenz und Lebensdokumente unterteilt, wie sonst bei der Ordnung und Verzeichnung von Nachlässen üblich, sondern es wurde lediglich eine inhaltliche Gliederung für die verschiedenartigen Manuskripte entworfen. Die wenigen Briefe und Lebensdokumente wurden in dem Kapitel Lebens- und Familiengeschichte untergebracht. Manuskripte seiner Bibelforschungen machen den größten Umfang im Bestand aus, darunter einige offenbar unveröffentlichte Arbeiten. Wenn nicht ausdrücklich etwas anderes vermerkt wurde, stammen alle aufgeführten Manuskripte, Sonderdrucke usw. von Elias Auerbach und sind in deutscher Sprache verfasst.

 

In der Regel bezeichnet das in der Titelaufnahme genannte Jahr die Zeit der Abfassung bzw. Beendigung eines Manuskripts. Lediglich in dem Elias Auerbach gewidmeten ersten Abschnitt des Kapitels Lebens- und Familiengeschichteweisen die Jahreszahlen auf den Zeitraum der zur Sprache gebrachten Ereignisse hin. Nicht explizit genannte, von der Bearbeiterin erschlossene Daten werden in eckigen Klammern dargestellt.
Unter jeder thematischen Einheit wurde chronologisch, beginnend mit dem ältesten Dokument sortiert. Datensätze, die keinem Jahr zugeordnet werden konnten, finden sich am Ende der Einheit. Im Kapitel Bibel war eine zeitliche Zuordnung der Texte in den meisten Fällen nicht möglich.

Die Unterlagen waren bereits mit einer provisorischen Nummerierung versehen als sie im Zentralarchiv ankamen. Bei der Bearbeitung wurden die Materialien nach inhaltlichen und chronologischen Gesichtspunkten geordnet und neu nummeriert. Die ursprüngliche Nummerierung wurde nur in dem Ausdruck des Verzeichnisses auf Papier als Vorsignatur festgehalten, nicht jedoch in der online-Fassung.

 

Bei der Bearbeitung wurden Büroklammern durch Kanzleibögen ersetzt, so dass die entsprechenden inhaltlichen Zusammenhänge durch die Entmetallisierung nicht verloren gingen.

 

Der Umfang jeder einzelnen Akte wird in der Regel in Blatt gezählt (meist einseitig beschrieben und im Format A4).
Der gesamte Bestand hat einen Umfang von 1, 5 lfm.

Heidelberg, Mai 2011
Christine Kilian

 

 

Nachtrag 1

Im Dezember 2012 konnte das Zentralarchiv 37 Briefe und Postkarten erwerben (Zugang 12/06), die Elias und Grete Auerbach in den Jahren 1967-1971 an die Eheleute Fritz und Emmi Haas in Freudenstadt gesandt hatten. Ausgangspunkt der freundschaftlichen Beziehung waren Erholungsaufenthalte im Schwarzwald. Diese Briefsammlung wurde dem ansonsten überwiegend aus Manuskripten bestehenden Bestand als Nr. 69 hinzugefügt, und zwar in einem eigens dafür eigerichteten Kapitel Briefe. Auf Wunsch von Frau Haas und im Einvernehmen mit den Auerbach Nachkommen sind sämtliche Briefe digitalisiert und online zugänglich gemacht worden.

Heidelberg, November 2013
Peter Honigmann

 

Nachtrag 2

Im Februar 2015 hat das Zentralarchiv von einer anderen Auerbach Enkelin eine Sammlung von insgesamt 1113 Familienbriefen erworben (Zugang 15/01). Die Briefe stammen aus den Jahren 1908 - 1959 und sind fast alle an Elias Auerbachs zweite Frau gerichtet, die 1892 in Frankfurt an der Oder als Grete Heilborn geboren wurde. Eheschließung und Übersiedlung nach Haifa fielen in das Jahr 1920. Sie starb 1973, zwei Jahre nach ihrem Mann. Die Sammlung enthält Briefe von ihren Geschwistern, von ihren in Frankfurt an der Oder zurückgebliebenen Eltern, von ihren Freundinnen, später von ihren Kindern und schließlich auch zahlreiche Mitteilungen von ihrem Mann und von gemeinsamen Bekannten, fast alle Briefe sind in Deutsch. Bei der Bearbeitung in Heidelberg wurden die Briefe nach Korrespondenzpartnern und in zweiter Instanz chronologisch sortiert. Die Numerierung der so entstandenen Konvolute (Nr. 70-103) erfolgte fortlaufend im Anschluß an die bereits für die Manuskripte vergebenen Nummern. An den Erschließungsarbeiten hat die Studentin Anna Gagarkina mitgewirkt.

Heidelberg, Oktober 2015
Peter Honigmann

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